BUND-Umweltfilm: Atomarer Rückbau - neuer Stress mit alten Atomkraftwerken

Rückbau von Atomkraftwerken - Risiken für die Gesundheit

Der Beitrag "Atomarer Rückbau - neuer Stress mit alten Atomkraftwerken" aus der ZDF-Umweltreihe "planet e" erklärt, wie der Rückbau eines Atomkraftwerks abläuft und welche Gesundheitsrisiken durch dabei freigesetzte Radioaktivität bestehen.

Atomkraftwerke produzierten bisher mehr als 300.000 Kubikmeter radioaktiven Müll, ohne dass es eine Perspektive für eine sichere Lagerung des strahlenden Abfalls gibt. Die Menge an Atommüll steigt weiterhin, durch den Weiterbetrieb von acht Meilern und durch den Abriss der stillgelegten Reaktoren. Fünf Jahre nach dem Regierungsbeschluss zur Energiewende beginnt die Hochphase des Rückbaus von Atomkraftwerken. Aktuell befinden sich zehn AKWs in diesem Jahrzehnte dauernden Prozess, in dem gewaltige Mengen an Atommüll entsorgt werden müssen. Für den Reaktorblock Biblis A soll im ersten Quartal 2017 die erste Abbaugenehmigung erteilt werden. Der BUND Landesverband Hessen bemängelte ein intransparentes Verfahren, die Unterlagen des Betreibers waren nicht vollständig.

Der größte Teil eines Atomreaktors besteht aus gering strahlendem Beton und Stahl. Diese Anlagenteile werden während des Rückbaus zerkleinert und mit Hochdruckreinigern abgestrahlt, bis sie die in der Strahlenschutzverordnung definierten Grenzwerte unterschreiten. Für diesen Fall erlaubt der Gesetzgeber die Entlassung der Reststoffe und Abfälle in den konventionellen Bereich ("Freigabe"). Freigemessene Materialien können ohne weitere Kontrollen im Straßenbau oder in der Stahlindustrie eingesetzt werden. Abfälle, die nicht fürs Recycling taugen, landen in Mülldeponien oder -verbrennungsanlagen. So besteht das Risiko, dass radioaktive Teilchen über die Luft verteilt werden und durch die Versickerung von Regenwasser ins Grundwasser gelangen können.

Der BUND und andere Umweltverbände setzen sich für neue gesetzliche Grundlagen für den AKW-Rückbau ein. Sie kritisieren den Dosisgrenzwert für die Freimessung als zu hoch und fordern den vollständigen Verzicht auf Freigabe, da es für Radioaktivität keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen eine Gefahr für die menschliche Gesundheit ausgeschlossen werden kann. Wissenschaftliche Studien belegen, dass auch kleinste zusätzlich freigesetzte Radioaktivität den Menschen schädigt und das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Betroffene können sich nicht schützen, da nicht nachgewiesen wird, wohin das freigemessene Material geht. Sämtliche Materialien aus den Reaktoren sollten stattdessen gesondert und gegen Freisetzungen gesichert aufbewahrt werden. Dies könnte in besonders gesicherten Deponien oder in oberflächennahen Endlagern geschehen. Möglich wäre auch die Lagerung in entkernten Gebäuden früherer Atomkraftwerke oder verbunkert auf deren Gelände. Diese vier Optionen sollten gleichwertig geprüft werden.

Podiumsdiskussion

An der Podiumsdiskussion nehmen teil:

  • Moritz Müller, Bundestagskandidat von BÜNDNIS 90 / Die Grünen Bergstraße
  • Dr. Werner Neumann, Atom- und Strahlenschutzexperte des BUND und Mitglied im Landesvorstand des BUND Hessen
  • Rainer Scheffler, Sprecher der Menschenrechtsinitiative Bergstraße e.V.
  • Dr. Bruno Schwarz, Vorsitzender DIE LINKE Bergstraße

Bei der Diskussion wird auch die Klage des BUND Landesverbands Hessen gegen die Genehmigung eines neuen Atommülllagers am AKW Biblis zur Sprache kommen. Der Verband will erreichen, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt werden muss.

Statements von Diskussionsteilnehmern