Kreisgruppe Bergstraße

Eier und Hühner

Ein scharfes Schwert gegen das Leben von Vögeln: Rezepte, deren Zutatenliste Hühner-Eier enthalten

"Die bisherige Praxis der Eierproduktion stellt uns alle vor ein ethisches Problem. [...] Die Legehennenhaltung birgt ungelöste Probleme [...]"
-- https://www.bruderhahn.de/, abgerufen Januar 2021

Zum Zwecke der Eier- und Hühnerfleischproduktion ist das Haushuhn in eine Produktionskette eingebunden. In der gängigen Praxis ist das geplante, frühe Beenden des Lebens dieser Vögel ein üblicher Prozessschritt aus wirtschaftlichen Gründen. Allein zur Deckung des deutschen Eierverbrauchs betrifft dies Stand 2021 jedes Jahr ca. 30 Millionen Vögel.

Das Haushuhn hat eine natürliche Lebenserwartung von ca. 7 Jahren. Das im Rahmen der Eierproduktion vorgesehene Lebensende dieser Vögel liegt Stand 2021 üblicherweise bei bis zu 1,5 Jahren. Die Tötung erfolgt im (seltenen) Idealfall bei bester Gesundheit.

Graphik zum Schlachtalter

Zeitstrahl mit Schlachtzeitpunkten des Haushuhns im Rahmen der Nutzung für Eier und Fleisch  (AG Tierethik / BUND Bergstraße)

Fragen und Antworten

  • Update April 2021 zu Schlachtalter "30 Tagen":
    Dies ist nur mit Qualzuchten / Überzüchtung möglich. Die Tiere wachsen so schnell, dass ihre eigenen Knochen sie nicht tragen können. Die Tiere würden die natürliche Lebenserwartung gar nicht erreichen. ...im Aufbau... Bilder zeigen (z. B. Vergleich "Fleischhuhn", "Eierhuhn"; Ställe; verletzte Tiere)
  • Update April 2021 zu Schlachtalter "70 Tage":
    Das Bressehuhn ist erst nach mindestens 4 Monaten schlachtreif (https://www.haustier-anzeiger.de/nutztiere/huehner/sonstige-huehnerrassen/anzid_84590923.html, https://www.gabler-hof.de/gefl%C3%BCgel/%C3%BCbersicht/bresse-gauloise-wei%C3%9F-schwarz-blau-splash/). Mindestens eine Quelle spricht von 8 Monaten: https://www.bressehuhn-in-der-wachau.at/. Kommerziell ist diese Rasse zwar derzeit nicht relevant, dennoch sollte die Graphik aktualisiert werden: statt bisher 70 Tage sollte bei "langsam wachsend" 8 * 30 = 240 Tage stehen. => 70 - 240 Tage.
  • Klärung April 2021 zu Schlachtzahlen:
    Die grauen Zahlen sind die Anzahl der Hühner, die jedes Jahr für das jeweilige Produkt getötet werden.
    (Es ist nicht die Anzahl der Eier)
  • Warum sind es "nur" 45.000.000 Mio getötete männliche Eintagsküken, aber ca. 600.000.000 Mio im Alter von 30 - 70 Tage geschlachtete Hühner?
    Es gibt in der Regel (seltene Ausnahme: Zweinutzungshuhn) zwei große Zuchtlinien: eine für die Eierproduktion, die viele Eier legen, aber wenig Fleisch ansetzen. Von dieser Zuchtlinie werden die männlichen Eintagsküken getötet. Die andere Zuchtlinie ist auf Fleischproduktion optimiert. Das heißt, hier werden sowohl männliche als auch weibliche Tiere hochgemästet und nach ca. 30 - 70 Tagen getötet.
  • Warum sind die männlichen Eintagsküken "nutzlos"?
    a) Es wäre möglich, die männlichen Tiere der eier-optimierten Zuchtlinie hochzumästen, aber da diese Tiere weniger Fleisch ansetzen, sind die Kosten für den dazu nötigen Futtereinsatz unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht wirtschaftlich. Daher sehen die zuständigen Akteure keine nutzbringende Verwendung für diese Tiere.
    b) Eine ethische Frage ist, ob ein individuelles Tier überhaupt einen Zweck erfüllen muss, damit es von uns Menschen am Leben gelassen wird.
  • Wie kommen die 1,5 Jahre zustande?
    "In den meisten modernen Produktionskontexten für Eier werden Haushühner in Produktionszyklen gehalten und regelmäßig durch eine neue Population ersetzt, wenn wirtschaftliche Gründe dafür sprechen." (https://de.wikipedia.org/wiki/Legehenne, abgerufen März 2021)
  • Ergänzung zum Tierwohl: Zur Belastung der Tiere durch die hohe Legeleistung (deutlich über 150 Eier / Jahr) praktisch aller kommerziell relevanter Rassen, inklusive dem Zweinutzungshuhn, siehe Besprechung des Zweinutzungshuhnes.

Quellen und weitere Informationen:

- Fleischatlas 2021
- ökolandbau.de zum Kükentöten (Oktober 2020)
- Wie lange leben Rind, Schwein, Schaf und Huhn? (Bundesinformationszentrum Landwirtschaft)
- Thünen-Institut
- Geflügelproduktion

Tipps für Verbraucher:innen

Welche Möglichkeiten gibt es für Verbraucher:innen, denen das Wohl der Hühner wichtig ist?

Als bequemer und alltagstauglicher Weg, mit dessen Umsetzung auf individueller Ebene sofort begonnen werden kann, bietet sich ein ei- und hühnerfleischfreier Ernährungsstil an.

Welche konkreten Ei-Alternativen gibt es?

Hinweis: Das Ei ist kein Selbstzweck, sondern erfüllt verschiedene Funktionen (Binden beim Kochen und Backen, als Symbol zu Ostern etc.). Diese Funktionen können ei-frei gestaltet werden.

Kuchen backen: Für Menschen, die es gewohnt und erfahren darin sind, mit Ei zu backen, gibt es in der Praxis einige Hürden, die zu überwinden sind. Auf die Frage "Wie backe ich meinen Lieblingskuchen ohne Ei?" gibt es diese Antworten:

Nachfrage -> Angebot

Die oben beschriebene Prozesskette wird hauptsächlich durch die Nachfrage nach den Endprodukten Eier und Hühnerfleisch angetrieben. Die Verantwortung für die eigene Nachfrage trägt jeder Mensch selber.

Frage: Was kann der einzelne Mensch deiner Meinung nach hierzulande tun, um die Situation zu verbessern?

Nahrungsergänzungsmittel

Welche Nahrungsergänzungsmittel werden typischerweise für die Hühner in der Eierproduktion eingesetzt?

...Mach mit: finde es heraus...

Textbausteine

Bei Reflektion über die oben aufgeführten Zahlen und Zustände für die allermeisten Hühner, die für die Eierproduktion benutzt werden, kann der Gedanke entstehen, dass die derzeit praktizierte Hühnerhaltung zum primären Zweck der Eierproduktion infrage zu stellen ist. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist so stark, dass es eine Herausforderung ist, die Verbraucher:innen-Aufklärung zum Tierwohl richtig zu gestalten. Wie machen das andere? Gibt es schon konkrete Beispiele? Wir haben einige Best-Practice-Formulierungen herausgesucht, die jetzt schon zum Einsatz kommen (hauptsächlich aus dem Bereich der Umweltbewegung):

  • zur Eierproduktion: Tierschutz beginnt beim Einkauf
  • zur Eierproduktion: Hühnereier sind Massenware, sie werden zum größten Teil in Ställen mit Tausenden, teils Hunderttausenden von Tieren erzeugt.
  • zur Eierproduktion: Hühner als Eifabriken
  • zu Rezepten mit Hühnerei: Das beste Ei ist immer noch die Alternative dazu. Hier ein paar Anregungen, mit welchen Zutaten Sie das Ei in Ihren Gerichten ersetzen können [...]
    (vorstehende vier Formulierungen gefunden auf: https://berlin.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/essen-und-trinken/huehnereier)
  • zu Rezepten mit Hühnerei: Wir wurden gefragt, ob wir uns nicht aus tierethischen Gründen das Rezept ohne Eier vorstellen können? Ja, das können wir uns sehr gut vorstellen, Hühnereier sind schließlich Massenware. Wichtige Tipps zum Einkauf von Hühnereiern und mögliche Alternativen zur Verwendung von Eiern in Rezepten geben wir euch hier [...]
    Quelle: http://nabu-zukunftsgarten.de/aktuelles/eierkuchen-mit-selbstgemachtem-apfelmus/

Im Hinblick auf die Ernährungswende Baustein einer Aufklärungsseite zu Tierwohlproblemen bei der Eier-Produktion:

  • Vorschlag 1 zur Bewusstseinsbildung und Aufklärung: Wir vom <hier Organisation einfügen> machen uns für eine Agrarwende zum Wohl von Umwelt inklusive Menschen und Tieren stark. Diese ist ohne eine konsumseitige Ernährungswende nicht zu schaffen. Ernährungswende bedeutet Stand 2021 die durchschnittliche drastische Reduzierung aller tierischen Produkte im Speiseplan; das heißt nicht nur Fleisch und Fisch, sondern auch Milchprodukte und Eier. Wir haben das Problem einer viel zu hohen Nachfrage, daher hilft jede Reduktion im Angebot und in der Nachfrage das Gesamtproblem in den Griff zu bekommen. Hinsichtlich Eierkauf heißt das: das beste Ei ist derzeit seine pflanzliche Alternative dazu. Wenn es beim Einkauf doch Eier sein sollen, fordern Sie Transparenz bezüglich darüber wie die Tiere gezüchtet und gehalten sowie wann und wie sie getötet werden. Um einen ei-armen oder ei-freien Speiseplan zu gestalten, informieren Sie sich, welche Produkte mit versteckten Eiern durch andere ersetzt werden können und lassen sich durch leckere und kreative Rezepte ohne Ei inspirieren.

Kommunikation zur Verbraucher:innenaufklärung

Umweltschutzumfeld

Tierethik ist Teil der Umweltethik. Wie können die Erkenntnisse in diesem Bereich bei Kommunikation und Bewusstseinsbildung im Umweltschutzumfeld einfließen? Wie kann dort die Verbraucher:innenaufklärung im Bereich Hühnereier effektiv gestaltet werden?

Der Tierschutz spielt bei der Aufklärung über die Hühnereierproduktion seit jeher eine große Rolle (siehe z. B. die Bedeutung der Eier-Codes 0 bis 3). Daher hier einige Aspekte für die Kommunikation, die dem Tierschutz Rechnung tragen:

  • Alternativen zum Hühnerei als die derzeitige Option mit dem größtem Tierwohl- und Umwelt-Effekt benennen und in einer Liste als erste Wahl präsentieren (in den Kategorien Tierschutz, Alltagstauglichkeit und Umweltschutz). Denn die meisten Eier kommen aus Massentierhaltung. Wir müssen runter von der großen Nachfrage. Das geht nur, wenn möglichst viele Menschen lernen, wie sie gute Sachen ohne Eier backen und kochen können.
    Tipp 1: Die Idee der individuellen Mengenreduktion kommt nicht von alleine und muss aktiv kommuniziert und inspiriert werden.
    Tipp 2: Praktische Hinweise, wie das konkret umsetzbar ist, sind essentiell (siehe oben).
  • Das Ausmaß des Tierleides in allen kommerziell relevanten Haltungsformen klar benennen.
    a) Dabei anregen, sich tiefer mit den Aspekten der Zucht (dort, wo das Kükentöten stattfindet) und der gängigen Praxis des Schlachtzeitpunktes der Tiere (in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen im Alter von spätestens 1,5 Jahren) zu beschäftigen.
    b) Deutlich weniger Fokus auf die Eier-Codes als bisher üblich legen, da dort zentrale tierschutz-relevante Elemente nicht vorkommen: das Kükentöten und das frühe Töten ausgedienter, aber gesunder Legehennen.
    Tipp: sich bewusst machen, dass dies eines der Probleme ist, dessen politische Lösung durch Gewohnheitsänderung in der Ernährung deutlich vereinfacht wird.
  • Falls eigene Koch- oder Backrezepte präsentiert werden sollen, die Auswahl bewusst so treffen, dass keine Hühnereier vorkommen.
    Tipp: Es heute leicht möglich, populäre Gerichte auch ohne Eier zu gestalten. --> SIEHE OBEN (Tipps für Verbraucher:innen)
  • Warum greift die Empfehlung auf Code-0-Eier umzusteigen zu kurz?
    Die Legehennenplätze in Deutschland sind in den letzten Jahren immer wieder angestiegen (https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/gefluegel.html, abgerufen März 2021). Diese Zahl wird derzeit hauptsächlich durch ethisch nicht vertretbare Zustände erreicht und kann nur sinken, wenn die Gesamt-Nachfrage sinkt.
    - Die Empfehlung Code 0 regt zum Wechsel von einer Eierart auf eine andere an. Das grundsätzliche Problem, das frühe Töten der Hühner aus meist trivialen Gründen wird nicht thematisiert und damit weiter normalisiert.
    - Auch Code-0 bedeutet derzeit (siehe Eier-Graphik) mehrheitlich Kükentöten und Töten von gesunden Tieren aus wirtschaftlichen Gründen.

Ein Anti-Pattern zu Ostern

Beispiel Ostereier 2021

Am folgenden Beispiel aus dem Jahr 2021 möchten wir die Herausforderungen aufzeigen, die sich in der Kommunikation in Bezug auf Tierschutz ergeben, wenn die Tiere in der Nutzung und diese an sich nicht infrage gestellt wird, selbst wenn das Tierwohl stark im Fokus steht (weil Tierschutzverein):

  • "Eier gehören zum Osterfest einfach dazu. Die Herkunft von frischen, losen Eiern ist leicht an der ersten Zahl auf dem Eierstempel zu erkennen. Tierfreunde greifen zu Bio-Eiern (0), da diese tierfreundlicher, umwelt-, ressourcen- und klimaschonender produziert wurden als die Eier in allen anderen Haltungssystemen.
    Die „3“ auf dem Eierstempel kennzeichnet das genaue Gegenteil – die Käfighaltung, welche beschönigend als Kleingruppen- oder Volierenhaltung bezeichnet wird. Hier fristen bis zu 60 in einem Käfig zusammen gesperrte Hennen ihr trostloses Dasein. Pro Tier stehen nur lächerliche 800cm² Platz (etwas mehr als 1 DIN A4-Blatt) zur Verfügung. Eier aus tierfeindlicher Käfighaltung sollten tabu sein – nicht nur an Ostern.
    [Bild von Nest mit bunten Ostereiern] [...] #aktiontier #ostereier #ostern #osterfest #hühnerliebe #legehennen"
    (Facebookseite von Aktion Tier, 17.03.2021, abgerufen am 19.03.2021)

Wir analysieren diesen Post. Fragen dazu:

  • Wer ist die Zielgruppe?
  • Was soll erreicht werden und wie?
  • Welche tierschutzrelevanten Informationen sind nicht enthalten?
  • Welche Annahmen über die Zielgruppe werden getroffen (Informationsstand, Wille zum Tierschutz, Mensch-Tier-Verhältnis etc.)?
  • Wie könnte der Post ggf. neu formuliert werden mit folgenden Rahmenbedingungen: ...im Aufbau...?

Unsere Feststellungen:

  • Status quo ("Eier gehören zum Osterfest einfach dazu") wird bestärkt.
  • Die Option "kein Ei" wird nicht genannt.
  • ...im Aufbau...
  • Empfehlung: Den Menschen können vollständige Informationen zugemutet werden. Zutrauen, dass auf dieser Basis gute Entscheidungen getroffen werden.

Praktische Alternativen auf Produktionsseite

  • Ist das Hühnermobil eine Alternative?
    - ...im Aufbau... (Bild einfügen; es geht nicht um "rent-a-huhn", sondern kleine mobile Ställe)
    - Problem: In der derzeitigen wirtschaftlichen Praxis kauft der Hühnerhalter die Tiere "fertig" vom Züchter (dort findet das Kükentöten statt) und nach 1,5 Jahren gehen die Tiere zum Schlachter (üblicherweise außerhalb des Lege-Betriebs).
    - Effekt: In der Kommunikation des Produktes "Ei" sind die kritischen Punkte Züchtung und Schlachtung nicht vorhanden und es bleibt nur die "tierfreundliche Haltung" im Bewusstsein.
  • Sind Hühner im Garten (eigener oder Nachbar) eine Alternative für den Tierschutz?
    1. Ja, bei guter Durchführung besser als fast alles, was es im Laden (oder auch von Hühnermobilen) zu kaufen gibt.
    2. Aber: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/huehner-im-garten-das-spricht-dagegen (Nov. 2020)
  • Beispiel: Der Schweizer Bio-Hof Hänni Noflen
    Der Betrieb informiert seine Kund:innen über das Ende der Legehennen-Haltung und die Gründe dafür: https://www.haenni-noflen.ch/var/m_5/57/575/106005/10621043-Info_Eier_2020-c9f0f.pdf?download (2020, enthält auch Tipps für Ei-Alternativen); siehe auch Medienspiegel 2020: https://haenni-noflen.ch/medienspiegel.shtml

Januar - Oktober 2021
Bildquelle Intro-Bild: Timo Klostermeier / pixelio.de