Kreisgruppe Bergstraße

Wie Amphibien und Reptilien retten vor dem Waschbär?

08. November 2023 | Lebensräume

Oft wird das ökologische schädliche Raubtier durch ausgelegtes Tierfutter angelockt. Der BUND empfiehlt, in den betroffenen Gebieten die Fütterungen einzustellen.

Kopf eines Waschbären Invasiver Einwanderer mit Zorro-Maske: Der Waschbär  (Ruth Rudolph / pixelio.de)

Vor Jahren meinte Prof. B. Grzimek, den der Unterzeichner kritisch befragte, der Waschbär aus Nordamerika sei eine Bereicherung unserer Fauna, die sich sicher in das bei uns bestehende ökologische Gleichgewicht einfügen würde. Seither ist leider das Gegenteil eingetreten. Ausgehend von wenigen Freigelassenen hat sich dieser Räuber und Allesfresser, hier ohne natürliche Feinde (wie z.B. den Kojoten), mittlerweile auf so gut wie ganz Deutschland ausgebreitet und sehr zu einer Schwächung der Vielfalt unserer heimischen Fauna beigetragen. Deshalb wird er als stark invasive Art eingestuft.

Waschbären-Population am Nordhang des Maibergs

Das fiel jetzt in Heppenheim auch Anwohnern im Bereich von Schleifweg und Hermann-Löns-Weg auf, die dem Kreisverband Bergstraße des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) davon berichteten. Sie haben 2022 und besonders 2023 plötzlich sehr viel mehr Waschbären im dortigen Waldrand bemerkt. Wohl zurecht vermuten sie einen Zusammenhang mit dem Ende der bisher häufigen Beobachtungen von Reptilien (Zauneidechse, Schlingnatter) und vor allem von Lurchen wie Feuersalamander, Fröschen und Molchen. Diese finden gerade dort eigentlich einen sehr geeigneten Lebensraum mit nassen Flächen und kleinen Tümpeln, da hier Quellhorizonte am Fuße eines bewaldeten Nordhanges zu Tage treten.

Diese alarmierenden Beobachtungen hat der BUND auch an die zuständigen Fachbehörden weitergeleitet, an die untere Naturschutz- und die untere Jagdbehörde, mit der Bitte um angemessene Reaktion.

Herbeifüttern vermeiden

Die genannten Kriechtiere fallen nun offensichtlich dem Hunger des jetzt stärker auftretenden Waschbären zum Opfer. Sie leiden zwar auch sehr unter dem zunehmenden Trockenfallen ihrer Biotope durch den Klimawandel, hier aber nicht minder unter den attraktiven Nahrungsangeboten für Waschbären von den angrenzenden Gärten her. Dem BUND liegen Berichte vor, wonach sich diese „niedlichen“ Tiere mit Zorromaske gerne an ausgelegten Fütterungen für sie wie auch für Vögel und andere Tiere bedienen und sich auch einiges Fressbares von Komposthaufen in den Gärten holen. Deshalb appelliert der BUND dringend an die dortigen Anwohner, solches Herbeifüttern eines ökologisch sehr schädlichen neuen Raubtieres einzustellen, damit der Waschbär sich andere Jagdgründe sucht, und auf diese Weise die bedrohten Reptilien und Lurche zu schützen. Er bittet auch alle dort Jagdberechtigten, die Situation im Auge zu behalten und ggf. mit hilfreichen Hinweisen wohlgemeintes, aber Schlimmes bewirkendes Verhalten abstellen zu helfen. Der BUND befürchtet, dass die hier lokal beobachtete, bedauerliche Entwicklung kein Einzelfall ist und möchte diesen Artikel deshalb auch als hoffentlich rechtzeitige Warnung für ähnliche Gebiete verstanden wissen.

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