Die Gemeinde Wald-Michelbach will einen Bebauungsplan umsetzen, der im letzten Jahrhundert genehmigt worden war. Ursprünglich sollten südlich von Affolterbach in der Talaue Hochregallager errichtet werden. Das war schon in den 1990er Jahren höchst umstritten, denn es handelt sich bei dem Plangebiet um ökologisch hochwertige Lebensräume mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Die Gemeinde beruft sich auf die Gültigkeit des 1997 genehmigten Bebauungsplans und möchte, ohne die Naturschutzverbände an der Planung zu beteiligen, nun auf dem schützenswerten Gelände ein Gewerbegebiet errichten.
Dagegen wehren sich die Kreisverbände des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), des Naturschutzbundes (NABU) und der Botanischen Vereinigung (BVNH). BVNH-Kreissprecherin Annette Modl-Chalwatzis: „Wir hätten nicht gedacht, dass eine Gemeinde heute noch auf die Idee kommen kann, eine ihrer wertvollsten Naturflächen der Vernichtung preiszugeben.“
Wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Dabei hat die Bachaue des Ulfenbachs südlich von Affolterbach in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung sogar noch zugenommen, nicht zuletzt durch den nach wie vor sehr seltenen Biber, der sich dort angesiedelt hat. Aber auch für eine Reihe von Vogelarten, die auf Röhrichtflächen und Feuchtwiesen spezialisiert sind, ist das Gebiet unersetzlich. NABU-Kreisvorsitzende Bettina Walter: „Hätten wir so wie heute bereits vor 30 Jahren im Fall von Bebauungsplänen ein Verbandsklagerecht gehabt, wären die Hochregallager nie genehmigt worden. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese Planung keine Chance auf eine Realisierung hätte, wenn sie heute zur Genehmigung vorgelegt würde.“
Juristische Prüfung beauftragt
BUND, NABU und BVNH lassen deshalb derzeit von einem Rechtsanwaltsbüro prüfen, welche rechtlichen Schritte gegen die Realisierung dieser Uraltplanung möglich sind. BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter: „Wir werden alles daran setzen, diesen anachronistischen Wahnsinn zu unterbinden.“
Die Gemeinde Wald-Michelbach hätte nach Auffassung der Naturschützer die einmalige Chance, ein großartiges Naturgebiet nicht zuletzt auch touristisch für sich zu nutzen. Modl-Chalwatzis, die auch Vorsitzende im Naturschutzbeirat des Kreises Bergstraße ist: „Andernorts legt man Rundwege um ein derartiges Kleinod an, errichtet an geeigneter Stelle Beobachtungsplattformen und stellt Schautafeln auf, die auf die Besonderheiten des Gebietes in Bild und Text hinweisen.“ Noch haben die Naturschützer die Hoffnung, dass sich eine Mehrheit in der Wald-Michelbacher Gemeindevertretung findet, der eine intakte Naturlandschaft vor allem auch zum Wohl künftiger Generationen wichtiger ist als immer mehr Beton und Asphalt. Zumal ein Großteil der für eine Bebauung vorgesehenen Fläche im Überflutungsbereich des Ulfenbachs liegt. Welche schlimmen Folgen es hat, wenn die Flächen für den Hochwasserschutz immer weiter eingeengt werden, sollte auch den Wald-Michelbacher Entscheidungsträgern nicht verborgen geblieben sein.