Kreisgruppe Bergstraße

Falsches Lob für ökologisch wertlose, exotische Blühstreifen

22. November 2022 | Lebensräume, Naturschutz, Wildbienen

Blühstreifen auf Ackerrändern bieten bedrohten Insektenarten Nahrung, wenn sie regionale Wildkräuter enthalten. Mit Zierblumen aus aller Welt können Arten wie die meist sehr spezialisierten Wildbienen nichts anfangen.

Blüten von Kosmea Kosmea oder Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus) stammt ursprünglich aus Zentralamerika, heimischen Wildbienen bietet sie keine Nahrung.  (pixabay)

In Jedermanns Mund ist heute das längst bekannte Insektensterben aufgrund von fehlenden Wildblumen und -kräutern. Entsprechend viele Bemühungen gibt es, dem Verlust der Vielfalt mit blühenden Ersatzlebensräumen abzuhelfen. So gibt es finanziell gut ausgestattete Förderprogramme für die Anlage von Blühstreifen auf Ackerrändern. Dazu stellt Hans-Jörg Langen, Vorstandssprecher des Kreisverbandes Bergstraße des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), fest: „Das sind leider rausgeworfene öffentliche Gelder, wenn nicht richtig kontrolliert wird, was ohne Beachtung der Fördervorgaben mit dem Geld in Wirklichkeit geschieht."

Ein erschreckend negatives, nur optisch spektakuläres Beispiel eines Blühstreifens wurde am 18.11.2022 im Starkenburger Echo leider „mit viel Lob“ gezeigt. Zu sehen war zu etwa 100 Prozent nur die Gartenzierblume Kosmea. Sie stammt aus dem Gebiet von Costa Rica bis Arizona und ist vor allem für unsere vom Aussterben bedrohten Insektenarten ein Fremdkörper, den sie nicht annehmen und der nur geeigneteren Kräutern den Platz stiehlt. Nur wenige Allerweltsarten sind auf den Blüten zu sehen. Insbesondere die vielen meist sehr spezialisierten Wildbienenarten aber verhungern auf solchen Prachtwiesen. Da hilft es gar nichts, wenn sich hier öfter auch einige Exemplare der hochgezüchteten Art Honigbiene einfinden, die in keiner Weise vom Aussterben bedroht ist.

Regionales Saatgut und offene Bodenstellen

Von zertifizierten Saatguterzeugern gibt es ideale Mischungen, die für bestimmte Gebiete und Bodenarten optimal zusammengestellt werden. "Wer den Insekten wirklich helfen will und damit zugleich den Vögeln, die davon leben, sollte von billigen Mischungen angeblicher "Wildblumensamen“, angereichert mit schönen Blumen aus aller Welt, die Finger lassen", so Hans-Jörg Langen. Außerdem: Sehr vielen Insektenarten fehlen nicht nur Wildkräuter, sondern auch sonnige, „nackte“ oder nur wenig bewachsene Flächen für unterirdische Brutröhren.

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