Unter dem Motto „Was essen wir morgen: fleischlos in die Klimaneutralität?“ beschäftigte sich das KlimaKino der Kreisgruppe Bergstraße im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am 6. Mai im Saalbau-Kino Heppenheim mit der dringend notwendigen Agrar- und Ernährungswende. Gezeigt wurden zwei Folgen der von Arte ausgestrahlten Doku-Reihe „Wen dürfen wir essen?“, die die moralische Vertretbarkeit und die ökologische Konsequenz unseres Konsums von Tieren untersucht. Im Kinofoyer lag Infomaterial aus, die Besucher konnten sich mit veganen Häppchen stärken.
Im Film erklärt Cynthia Rosenzweig, Klimaforscherin bei der NASA, dass das gesamte Ernährungssystem für ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Drei Viertel davon stammen aus Tierhaltung und Futteranbau und davon wiederum werden 70 Prozent durch die Rinderhaltung verursacht. Mit bunten Diagrammen veranschaulichen die Filmemacher Jannis Funk und Jakob Schmidt die Klimaauswirkungen verschiedener Lebensmittel: Während für ein Kilogramm Kartoffeln im Schnitt 200 Gramm CO2 freigesetzt werden, verursacht ein Kilogramm regionales Schweinefleisch 4,7 Kilogramm und regionales Biorindfleisch gar 21,7 Kilogramm des klimaschädlichen Gases.
Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Handlungsproblem
Zur Podiumsdiskussion nach der Filmvorführung begrüßte Mathias Ilka, Vorstandssprecher des BUND Bergstraße, die beiden Grünen-Politiker Hans-Jürgen Müller und Jochen Ruoff und den Kreislandwirt Sebastian Glaser. Der Landtagsabgeordnete Müller ist Sprecher für Landwirtschaft und Tierschutz seiner Fraktion. Die Klimakrise werde im Landtag erkannt, aber es werde zu wenig getan. „Das Beharrungsvermögen ist unfassbar groß“, stellte er fest. Die Politik sei gefordert, die Regeln zu setzen. Beispielsweise sollten vegane und vegetarische Lebensmittel günstiger sein und die Folgekosten der industriellen Tierhaltung sollten nicht vergesellschaftet werden. „Die Lebensmittelpreise sprechen nicht die Wahrheit“, so sein Fazit.
Nach Ansicht des Kreislandwirts Glaser sollte die Politik die Zügel locker lassen. Er betonte, dass er seinen Hof in Biblis auch ohne Tiere bewirtschaften könnte, wies aber darauf hin, dass viele Flächen im Odenwald sich nicht für die maschinelle Bewirtschaftung eignen. Gäbe es dort keine Tierhaltung, würden die Wiesen zuwachsen, die Odenwaldlandschaft würde ihr Aussehen verändern. Der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Ruoff nahm als Vertreter des Landrats an der Diskussion teil. Er teilte mit, dass im Klimaschutzkonzept des Kreises die Ernährung keine Rolle spiele. Bei der Schulverpflegung halte sich der Kreis heraus, er werbe aber für regionale und saisonale Lebensmittel.
Subventionen umverteilen
Mit Verweis auf den neuesten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) fragte Moderator Ilka, was die Politik gegen die Klimakrise unternehme. Die Landwirtschaftspolitk werde vor allem auf Bundes- und EU-Ebene entschieden, sagte Hans-Jürgen Müller. Da in Deutschland 70 Prozent des Getreides an Tiere verfüttert werden, halte er es für sinnvoll, diejenigen Landwirte finanziell zu unterstützen, die ihren Tierbestand senken. Außerdem forderte Müller eine Umverteilung der EU-Subventionen an die Landwirte in der Form, dass nicht einfach die Größe der bewirtschafteten Fläche als Maßstab genommen wird, sondern die erbrachten Leistungen für Umwelt-, Grundwasser-, Natur- und Artenschutz.