Die Ausstellung "Boden ist lebendig" startete am Samstag, den 9. Oktober 2021 im Naturschutzzentrum Bergstraße. Die Vernissage war eine gelungene Mischung aus Wissenschaft und Kunst rund um das Thema Boden. Mehr als vierzig Gäste wohnten der Eröffnung bei. Ralph Kadel, Moderator der Veranstaltung, zeigte sich begeistert: "Unsere Gäste haben die Bilder und Karikaturen sehr berührt, und der eindrucksvolle und für alle verständliche wissenschaftliche Vortrag hat die Notwendigkeit zum Schutz der Lebensvielfalt im Boden klar unterstrichen."
Arbeitsgruppe Flächenschutz ruft Kunst und Wissenschaft
Mit Professor Nico Eisenhauer, dem diesjährigen Leibniz-Preisträger, den Bergsträßer Künstler*innen Marie Elisabeth Schupp, Manfred Diel, Christa Kohl sowie dem bundesweit bekannten Karikaturisten Gerhard Mester konnte die ehrenamtliche arbeitende Arbeitsgruppe Flächenschutz der Biodiv Heroes ebenso prominente wie renommierte Vertreter*innen ihrer Zunft für das Thema gewinnen.
Ergänzt wird die Ausstellung durch Luftbildvergleiche zum „früher und heute“ der Bergsträßer Siedlungen von Florian Schumacher.
Einen praxisorientierten Schwerpunkt stellen die interaktive Experimente zum Thema Boden dar. Bodenarten, Bodenfilter, Bodenlebewesen und das aussagekräftige Teebeutelexperiment sind Teile von Stationen an denen ausgiebig geforscht werden kann. Konzipiert und vorbereitet wurden sie von der Biologin Beate Löffelholz und dem Team des NZB. Absicht ist, Kindern und Jugendlichen die Faszination von Böden mit ihren unzähligen Lebewesen im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ zu machen.
Landrat Engelhardt will Flächenverbrauch minimieren
Guido Carl, Organisator der Arbeitsgruppe Flächenschutz, begrüßte die Gäste und verlas ein Grußwort des Landrats Christian Engelhardt. Über den Inhalt zeigte Carl sich erfreut: "Dass Landrat Engelhardt sich künftig für eine Minimierung des Flächenverbrauchs und der Flächenversiegelung einsetzen will freut uns sehr, darin werden wir ihn natürlich unterstützen".
Prof. Eisenhauer: Bodenaufbau braucht Jahrtausende
Der Biologe Prof. Nico Eisenhauer sprach über die Bedeutung des Bodens für die Vielfalt des Lebens und für die Ernährung der Menschheit. Nico Eisenhauer ist Biologe, Bodenökologe und Professor für Experimentelle Interaktionsökologie an der Universität Leipzig. Für seine „herausragenden Arbeiten zu den Auswirkungen des globalen Wandels auf die Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen“ erhielt er den renommierten Leibniz-Preis 2021 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Zuhörer*innen verfolgten sehr aufmerksam wichtige Schlüsselaussagen, wie etwa, dass sich das für uns überlebenswichtige Bodenleben in einer ganz dünnen Haut an der Erdoberfläche abspielt, die, wenn einmal abgetragen oder versiegelt Jahrtausende braucht sich wieder zu regenerieren. Dabei ist das Zusammenspiel all der Organismen im Boden bei weitem noch nicht erforscht, gibt es doch beispielsweise mehr Nematoden im Boden als alle anderen Mehrzeller auf der Erde zusammen. Wie anschaulich der Vortrag war, zeigten zahlreiche Rückfragen aus dem Publikum, die eine angeregte Diskussion zu der Gefahr weiterer Vernichtung unserer Lebensgrundlage Boden durch das ungebremste Wachstum von Städten, Logistikzentren und Verkehrsinfrastruktur darstellten.
Künstler wecken Emotionen
Diese Kost für den Kopf wurde wunderbar ergänzt durch die Werke der genannten Künstler, die mit unterschiedlichen Techniken und sehr individuellen Stilmitteln unendlich anschaulich ihre Sicht auf den menschgemachten Klimawandel und das gerade stattfindende Massensterben von Arten zum Ausdruck bringen. Das klare Ziel aller Kunstschaffenden ist es, mit ihren Bildern Emotionen zu wecken und klar aufzuzeigen, dass wir als Teil der natürlichen Kreisläufe uns selbst vernichten, wenn wir die Natur zerstören. Dies machten sie, in Gesprächen mit Ralph Kadel sehr deutlich. Sehr einprägsam war die Kernaussage von Florian Schumacher gefragt nach seinen Lehren aus den Luftbildvergleichen der Bergsträßer Gemeinden: „Ein weiter so“ des ungezügelten Wachstums in die Fläche darf es nicht geben. Wir müssen ganz klar in den Städten verdichten, in die Höhe bauen, intelligente Konzepte entwickeln, um die selbstmörderische Vernichtung wertvoller Böden endlich zu verhindern.
Arbeitsgruppe wirbt in Kommunen für Flächenschutz
Die Arbeitsgruppe Flächenschutz hatte sich anlässlich der Biodiversitätskonferenz 2020 gegründet und arbeitet seitdem eigenständig und ehrenamtlich, zeitweise mit Unterstützung aus der Kreisverwaltung. Teilnehmer*innen der Gruppe sind zahlreiche Bergsträßer Personen mit Interesse am Thema Boden, darunter Vertreter*innen aus Landwirtschaft, Jagd, Naturschutz sowie Menschen ohne Vereinsbindung. Die Arbeitsgruppe befasst sich seitdem mit zahlreichen Boden-Themen wie Bodennutzung, Bodenaufbau, Lebensraum Boden und Siedlungsentwicklung. Derzeit stellen die AG-Teilnehmer*innen die Resolution "Flächenverbrauch tatsächlich begrenzen" den Bergsträßer Kommunen vor.
Nächstes Jahr kann die Ausstellung, als Wanderausstellung konzipiert, an verschiedenen Orten im Kreisgebiet gezeigt werden. Wenn Sie die Ausstellung in Ihrem Ort sehen möchten, fragen Sie bitte gern nach bei info(at)biodiv-heroes.com.