Kreisgruppe Bergstraße

BUND Bergstraße fordert Herdenschutzoffensive: Wölfe kommen an ungeschützten Weidetieren auf den Geschmack

13. November 2023 | Landwirtschaft

Angesichts der Vermutungen über den Aufenthalt eines Wolfs im Odenwald bei Fürth appelliert der BUND an Schäfer und Ziegenhalter, zügig und vorbeugend einen Herdenschutz für ihre Weidetiere aufzubauen.

Drei Schafe auf einer Streuobstwiese Nutztierrisse lassen sich nur durch flächendeckenden Herdenschutz vermeiden.  (Niko Martin)

Ein gerissenes Schaf, war das ein Wolf? Angesichts der Vermutungen über den Aufenthalt eines Wolfs im Odenwald bei Fürth appelliert der Kreisverband Bergstraße des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Bergstraße) an Schäfer und Ziegenhalter, zügig und vorbeugend einen Herdenschutz für ihre Weidetiere aufzubauen. Guido Carl, Vorstand im BUND Bergstraße: "Durchziehende Wölfe treffen noch viel zu oft auf ungeschützte Weidetiere, auch im Odenwald. Nutztierrisse lassen sich nur vermeiden, wenn der Herdenschutz auch präventiv flächendeckend stattfindet.“ Der Umweltverband verweist dabei auf HALM-Fördermittel für Grundschutz und erweiterten Herdenschutz, die bei der Landwirtschaftsverwaltung des Landkreises beantragt werden können.

Falls die Untersuchung bestätigt, dass ein Wolf das Schaf bei Fürth gerissen hat, meint der BUND, dass es sich wahrscheinlich um ein durchziehendes, jüngeres Tier wie bereits 2021 handelt. In ihrer Jugend- und Wanderphase auf der Suche nach einem eigenen Revier lernen Wölfe fürs Leben. Die Erfahrung, wie einfach ein Schaf in einer ungeschützten Koppel zu erlegen ist, ist prägend. Ebenso prägend ist aber auch die schmerzhafte Erfahrung mit einem Stromschlag am Herdenschutzzaun. Wölfe mit dieser schmerzhaften Erfahrung halten sich von Nutztieren fern.

Für die Zahl der Nutztierrisse ist deshalb nicht die Zahl der Wölfe, sondern die Qualität des Herdenschutzes entscheidend. In Deutschland finden Übergriffe aber weiter überwiegend an ungeschützten Nutztieren statt. „Ohne konsequenten Herdenschutz schaffen wir uns ständig wachsende Probleme mit dem Wolf“, mahnt Guido Carl.

Hintergrund:

  • Das Herdenschutzbündnis aus 11 Verbänden, darunter u.a. der Bundesverband Berufsschäfer, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutscher Grünlandverband, Deutscher Tierschutzbund, International Fund for Animal Welfare, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ökologischer Jagdverband, WWF Deutschland hat 2019 im Positionspapier „Weidetierhaltung & Wolf in Deutschland – Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander“ Kriterien für Abschüsse von Wölfen beschlossen: www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/wolf-und-herdenschutz-gehen-zusammen/
  • Bundesamt für Naturschutz: Häufig gestellte Fragen zum Wolf: Warum greifen Wölfe Nutztiere an? „Es ist wichtig, Herdenschutzmaßnahmen schon vor eventuellen Wolf-Nutztier-Begegnungen umzusetzen, das heißt auch in Gebieten, in denen Wölfe zwar zu erwarten sind, derzeit aber noch nicht auftreten. Ein solcher präventiver Herdenschutz ist entscheidend, um so eine mögliche Konditionierung zu verhindern, das heißt, dass sich Wölfe an das Reißen von schlecht geschützten oder ungeschützten Weidetieren als leichte Beute gewöhnen.“ www.bfn.de/haeufig-gefragt-wolf;  
  • „Einige Bundesländer geben auf ihren Internetseiten Informationen zu den wolfsverursachten Nutztierübergriffen, die auch Angaben zum Herdenschutz enthalten. Diesen lässt sich entnehmen, dass auch 2022 in knapp der Hälfte bis drei Viertel der Übergriffe auf Schafe und Ziegen kein bzw. nur ein eingeschränkter Mindestschutz vorhanden war (LAU 2023; LfU 2023; Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz 2023; Wolf-MV 2023).“ DBBW 2023: Bericht zu Schäden und Prävention: www.dbb-wolf.de/mehr/literatur-download/berichte-zu-praevention-und-nutztierschaeden

 

 

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