Kreisgruppe Bergstraße

Ackerflächen sind für die Nahrungsmittelproduktion unverzichtbar

04. August 2021 | Energiewende, Landwirtschaft

Der BUND-Kreisverband Bergstraße kritisiert eine geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage in Wald-Michelbach, da sie den Landwirten rund 5 Hektar Ackerfläche wegnimmt. Das Projekt sei eine vermeidbare Konkurrenz der Energieerzeugung zur Herstellung von Nahrungsmitteln.

Freiflächen-Solaranlage auf Grünland  (Bild von atimedia auf Pixabay)

Nach der Entscheidung der Gemeindevertretung Wald-Michelbach sollen rund 5 Hektar Ackerland mit Photovoltaik überbaut werden. Trotz eines gewissen Nutzens für den Klimaschutz kritisiert der BUND-Kreisverband Bergstraße das Projekt als vermeidbare Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln. BUND-Kreisvorstands-Sprecher Herwig Winter: „Wir können es uns nur deshalb leisten, unsere Ackerflächen mit Photovoltaik zu bestücken, weil wir unsere Nahrungsmittel in aller Welt selbst dort einkaufen, wo Menschen Hunger leiden.“

Photovoltaik gehört nicht auf den Acker

Die EU nutzt derzeit bereits außerhalb Europas rund 640 Mio. Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Das ist viermal so viel wie die Landwirtschaftsfläche aller ehemals 28 EU-Mitgliedsstaaten zusammen. Nach Auffassung des BUND hat dieser Landraub in Ländern Südamerikas, Asiens und Afrikas keine Zukunft. Vielmehr muss jede Region in der Lage sein, die Nahrungsmittel für die Menschen, die in ihr leben, weitgehend selbst zu erzeugen. Herwig Winter: „Photovoltaik gehört nicht auf den Acker, sondern auf Dachflächen oder aufgeständert über sonstige bereits versiegelte Flächen wie beispielsweise Parkplätze von Supermärkten.“

Windpark erzeugt deutlich mehr Strom

Der BUND verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Wald-Michelbach die Chance gehabt hätte, auf einem Bruchteil der Fläche, die mit Photovoltaik zugestellt werden soll, ein Vielfaches an Strom zu erzeugen. Während die geplanten 5 ha Photovoltaik gerade einmal den Strom für rund 2.000 Haushalte liefern, speist schon eine einzige der Windenergieanlagen, wie sie auf dem Stillfüssel stehen, den Strom für fast 3.000 Haushalte ins Netz ein. Der Windpark Stillfüssel erzeugt siebenmal mehr Strom als die geplante Photovoltaik-Anlage. Matthias Hornauer, BUND-Vorsitzender von Wald-Michelbach: „Ohne der Landwirtschaft Ackerfläche wegzunehmen, hätte Wald-Michelbach mit einem Windpark der neuesten Generation auf dem Flockenbusch gut zehnmal mehr Strom erzeugen können als mit 5 ha Freiflächen-Photovoltaik.“

Deshalb kritisiert der BUND ausdrücklich die Verhinderungspolitik der Gemeinde Wald-Michelbach in Sachen Windenergie. Herwig Winter: „Wer wie Wald-Michelbach seine dafür geeigneten Flächen nicht zur Verfügung stellt, handelt nach dem Floriansprinzip. Andere Regionen sollen in die Bresche springen.“ Heftige Kritik übt der BUND in diesem Zusammenhang an den Vertretern von CDU und SPD in der Regionalversammlung Südhessen, die einem weiteren Ausbau der Windenergie einen Riegel vorgeschoben haben. Wohlwissend, dass ohne den raschen Ausbau der Windenergie Klimaschutz nicht machbar ist.

Hoher Flächenbedarf für Photovoltaik

Recherchen im Nachhaltigkeitsbeirat, der von Landrat Christian Engelhardt ins Leben gerufen wurde, haben Folgendes ergeben: Wollte man den Kreis Bergstraße ohne weiteren Ausbau von Windenergie alleine mit Photovoltaik unabhängig von fossilen Energieträgern machen, bräuchte man dafür eine Fläche von rund 3.500 ha. Heruntergebrochen auf die Gemeinde Wald-Michelbach, die über rund 10 Prozent der Kreisfläche verfügt, bedeutet das, dass 350 ha mit Photovoltaik zugestellt werden müssten; 70mal mehr als die geplante Anlage zwischen Kreidach und Siedelsbrunn.

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