Auf Einladung des BUND Bergstraße stellte die Philosophin Friederike Schmitz am 10. Mai im Marstall ihr aktuelles Sachbuch „Anders satt – wie der Ausstieg aus der Tierindustrie gelingt“ vor. Die Autorin mit Schwerpunkt Tierethik beschäftigt sich seit langem mit der Frage, wie eine gerechte Transformation von Landwirtschaft und Ernährung konkret gestaltet werden kann, denn die Tierindustrie befeuert die Klimakrise, fügt Tieren furchtbare Qualen zu und gefährdet unsere Gesundheit. Ihrer Ansicht nach braucht es den organisierten Druck aus der Bevölkerung, damit die Regierung die notwendigen Voraussetzungen für ein pflanzenbasiertes Ernährungssystem schafft.
Weniger Landverbrauch - mehr Kimaschutz
Eine überwiegend pflanzliche Ernährung setzt weniger Treibhausgase frei und beansprucht weniger Land. „Auf drei Viertel der Agrarflächen wächst Tierfutter“, sagte Friederike Schmitz. Die Referentin erklärte, dass auf freiwerdenden Flächen aktiver Klimaschutz wie die Wiedervernässung von Mooren betrieben werden könnte. Dies hätte zur Folge, dass Böden und Pflanzen große Mengen an Treibhausgasen einlagern könnten. Die Planetary Health Diet der EAT-Lancet-Kommission, die die Gesundheit des Menschen und der Erde gleichermaßen schützen will, sieht eine Reduktion der Tierprodukte um 75 Prozent vor, der Bedarf an landwirtschaftlicher Fläche würde dadurch halbiert werden. Diese Zielsetzung hat der Bürgerrat Klima übernommen.
Friederike Schmitz forderte in ihrem Vortrag auch einen anderen Blick auf die Nutztiere. Eine Tierhaltung ohne Qual sei nur möglich, wenn der Tierbestand um 99 Prozent zurückgehe. Sie untermauerte dies mit aufrüttelnden Zahlen aus der industriellen Tierhaltung und einer Schätzaufgabe. Vor dem Foto eines zwölf Quadratmeter großen Tiefgaragenparkplatzes konnten die Zuhörenden wie bei einem Quiz raten, wie viele Schweine beziehungsweise Hühner sich in den Mastanlagen auf einer Fläche dieser Größe drängen müssen. Die Lösungen: 16 Schweine beziehungsweise 288 Hühner.
Die Politik ist gefordert
Den Ausstieg aus der industriellen Tierhaltung sollte die Politik durch Umschichtung von Subventionen und Änderungen bei Gesetzen, Preisen und Steuern organisieren. „In der Gemeinschaftsverpflegung sollte die pflanzliche Option die einfachste, bequemste und günstigste sein“, so die Referentin. Auch mit Hilfe von Nudging, dem „leichten Anstupsen“, könnten Veränderungen im Ernährungsverhalten erreicht werden. Ein leicht umsetzbares Beispiel: In Kantinen und Mensen könnte das "Standardgericht" in "Fleischgericht" umbenannt werden.