Kreisgruppe Bergstraße

Herausforderungen und Wege im Fleischmarketing mit Blick auf veganen Konsum

Notizen zur zukunftsfähigen strategischen Aufstellung von umwelt- und tierwohl-orientierten Vermarktern, deren Hauptfokus derzeit hauptsächlich noch auf Fleisch und anderen Tierprodukten liegt.

(Stand September 2023)

Beobachtung 2023 - Teil 1:

- Viele Fleischvermarkter positionieren sich teilweise gegen Veganismus
- Es existieren Missverständnisse / Vorurteile / dogmatische Sichtweisen.
- Diese werden in der Kommunikation weitergegeben.


Beispielhafte Missverständnisse:

- Vegan = Abschaffung der Tierhaltung per se (nein)

- Vegan = Keine Tiernutzung mehr möglich (nein)
    Die Frage ist, in welcher Form.
    Zum Beispiel als Landschaftspfleger ohne Schlachtung;
        in fairer Interessensabwägung zwischen Mensch und Tier;
        Verhältnismäßigkeit muss gewahrt werden (Tradition und Geschmack sind schwache Gründe)
    Siehe auch Rinderhaltung ohne Schlachtung.

=> Wenn unbedingt anti-vegane Argumente gebracht werden sollen, dann sollten diese fundiert sein,
    damit man sich nicht unglaubwürdig macht.


Verbreitete Vorurteile:

- Vegane Wurst = Chemie
    (vs. vegane Hausmacher-Wurst vom regionalen Metzger)

- Vegan != bäuerliche Strukturen
    (vs. vegane Hausmacher-Wurst vom regionalen Metzger)
    (vs. das eigentliche Problem ist der Ausbeuter-Kapitalismus, der vor Mensch und sowieso vor dem Tier nicht Halt macht)

- Vegane Ernährung = Mangelernährung
    (vs. Tiere bekommen auch Vitamine ins Futter)


Beobachtung 2023 - Teil 2:

- Metzger können Wursten und Würzen - ob mit oder ohne Tiere drin
    => Kompetenz nutzen und im pflanzlichen Bereich ausbauen
    (anti-vegane Vorurteile stehen dem im Weg)

- Die Ausbeuter-Tierindustrie fördert zwar auch anti-vegane Klischees,
    aber parallel wird massiv pflanzliche Kompetenz aufgebaut.
    Der Markt wird größer und zwar schnell.
    (anti-vegane Vorurteile stehen dieser Erkenntnis im Weg und führen zu suboptimalen Unternehmensentscheidungen)

- Die Entwicklung Richtung "mehr pflanzlich - weniger Tier" lässt sich nicht aufhalten; höchstens bremsen.
    Gründe: Umwelt, Gesundheit, Tiere
    => 1. Der Markt für Tierprodukte wird in allen Bereichen schrumpfen. Dort wird nicht mehr genug Geld für alle zu verdienen sein.
        a) das Massentierhaltungssegment fällt sowieso
        b) auch im Bio/Bewusst-Segment werden die Verkaufszahlen mittelfristig sinken,
            weil je weniger, desto besser für die Umwelt und wegen Tierethik

    => 2. Bei der pflanzlichen Schiene mitmachen / neu aufsatteln und unternehmerisch profitieren
        oder zuschauen, wie andere (z. B. die Industrie) das Geschäft macht


Annahmen zur (Tier)ethik, zu Tierrechten:

- Die Erkenntnisse, die zum veganen Konsum führen (Tiere = Lebewesen; mein Geschmack nicht so viel wie ein Tierleben),
    werden sich nicht aufhalten lassen, höchstens bremsen.
    => Insbesondere im Umwelt-Vorreiter-Segment wird das zu spüren sein.
        Je zugänglicher leckere Alternativen (inklusive der veganen Hausmacher-Wurst vom Metzger) werden,
       desto schneller wird diese Entwicklung vollzogen.

- Tierrechte: Wie der Umgang mit den Tieren zukünftig konkret aussehen wird, ist noch offen.
    Klar ist: so wie es ist, kann es nicht weiter gehen.
    Klar ist: Geschmack ist kein guter Grund zum Töten. War es noch nie.

- Langfristig wird das Tier kein unbedingter Produktionsfaktor mehr sein.
    Insbesondere Nutzungsmodelle, die eine Schlachtung (= Gewalt) erfordern
    (sei es prinzpiell, z. B. Fleisch,
        oder aus wirtschaftlichen Überlegungen, z. B. Eier oder Milch))
    werden nicht mehr tragbar sein.
    Nutzung der Tiere wie z. B. als Landschaftspfleger wird über die gesellschaftliche Einsicht in Umweltmaßnahmen
        (=> z. B. Förderungen) finanziert werden.
        (ohne die gesellschaftliche Einsicht,
            dass uns die Zeit davonläuft und der verfassungsmäßig Schutz unserer Lebensgrundlagen
            nur mit Aufwand zu haben ist,
            wird das ganze System nicht funktionieren)


Gemeinsamkeiten erkennen und nutzen:

- Allein wegen Umwelt: drastische Reduktion des Tierbestandes ist unumgänglich,
    z. B. die Halbierung des Nutztierbestandes bis 2030 (BUND Hessen)
    => mit Fleisch/Milch/Eiern/Fisch wird nicht für alle, die es derzeit machen, Geld zu verdienen sein.
    => Alternativen müssen so oder so her.

- Bäuerliche Strukturen erhalten
    => Auch der Pflanzenbau braucht bäucherliche Strukturen.
    => Tierhaltung geht auch ohne Schlachtung.

- Ausbeuterische Kapitalstrukturen - eine der Hauptursachen des Höfesterbens - müssen gestoppt/reformiert/revolutioniert werden
    => Im Hinblick auf die Vergangenheit und den aktuellen Kurs kommen wir um eine Revolution vermutlich nicht drumrum.
        Wohl besser so als mit dem Weiter-So in den Abgrund.


Transformation und Rolle von Vorreitern (Unternehmen und Organisationen):

- Unternehmerisches Risiko?
    => Nichts ändern ist auch ein Risiko. Die Änderungen lassen sich nicht aufhalten. Gestalten statt bremsen (z. B. mit anti-veganen Klischees)

- Als Unternehmen spezialisiert auf Fleisch: Wo ist Platz für vegane Produkte?
    => Angesichts des aktuellen Massenkonsum muss die Reduktion von Fleisch Teil der DNA eines verantwortungsvollen Unternehmens sein.
        Inspiration zur Reduktion geht z. B. mit veganen Rezepten und veganen Convenience-Produkten.

    => z. B. eine Bestellung von 3000 Würsten mit Fleisch + 500 vegane sollte aus einer Hand geliefert werden können.
        (Wursten und Würzen)
        (ansonsten Ausweichen auf die Konkurrenz)

- Warum es am besten gleich die vegane Wurst ist und nicht die vegetarische:
    => Vegetarisch sind manche Produkte noch, weil Ei als Bindemittel bekannt ist.
    a) Bei Eiern greifen allerdings die gleichen tierethischen Argumente.
    b) Man schließt die größer werdende vegane Zielgruppe aus, was ungeschickt ist.