Kreisgruppe Bergstraße

BUND und Regionalbauernverband: B 38 a in Rimbach nur als Tunnel akzeptabel - Vorschlag des Landratskandidaten Karsten Krug wird begrüßt; Offener Brief an Al-Wazir

08. Oktober 2020 | Lebensräume, Naturschutz, Mobilität

Der BUND-Kreisverband Bergstraße und der Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) begrüßen ausdrücklich den Vorschlag des Kreisbeigeordneten und Landratskandidaten Karsten Krug, eine Weiterführung der B 38 a um Rimbach und Lörzenbach als Tunnelvariante zu planen. In einem Offenen Brief an Verkehrsminister Al-Wazir fordern sie zudem eine Modernisierung des ÖPNV im Weschnitztal.

Nautrschutzgebiet Weschnitzaue im vorderen Odenwald Mitten durch das Naturschutzgebiet Weschnitzaue sieht der Bundesverkehrswegeplan die Trassenführung für den Weiterbau der B 38 a um Rimbach vor.  (BUND Bergstraße)

Der BUND-Kreisverband Bergstraße und der Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) begrüßen ausdrücklich den Vorschlag des Kreisbeigeordneten und Landratskandidaten Karsten Krug, eine Weiterführung der B 38 a um Rimbach und Lörzenbach als Tunnelvariante zu planen. BUND und RBV wenden sich in einem Offenen Brief an den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir mit der Aufforderung, der Minister solle sich Karsten Krugs Haltung zu eigen machen. Regionalbauernverbandsvorsitzender Dr. Willi Billau: „Die Fehler von Mörlenbach dürfen sich nicht wiederholen. Der enorme Verbrauch landwirtschaftlicher Nutzfläche kann nicht einfach immer so weitergehen.“ BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter: „Es steht zu befürchten, dass bei der Planung die Linienführung des Bundesverkehrswegeplans 2030 (BVWP) zugrundegelegt wird. Das wäre der brutalstmögliche Eingriff in Natur und Landschaft.“

Landwirte und Naturschützer lehnen Trasse des Bundesverkehrswegeplans ab

Schon der Beginn der Linienführung des BVWP ist aus der Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes absolut untragbar, denn die Trasse führt mitten durch das bedeutendste Naturschutzgebiet des vorderen Odenwalds, die Weschnitzaue von Rimbach und Mörlenbach. Im weiteren Verlauf wird das von zahlreichen Besuchern frequentierte Naherholungsgebiet der Albersbacher Fischteiche entwertet, wobei ein Waldstück ausgerechnet in dem Bereich der Planung zum Opfer fallen wird, in dem sich derzeit eine Graureiherkolonie befindet. Bei der Weiterführung in offener Bauweise in weitem Bogen um Rimbach und Lörzenbach werden Täler auf langen Brücken überquert und Höhenrücken durchschnitten, wovon Streuobstwiesen, Feldgehölze und viele weitere Biotopstrukturen betroffen sind. Im Bundesverkehrswegeplan ist von einer Flächeninanspruchnahme von 16,9 ha die Rede und von einer Beeinträchtigung von Vorrangflächen des Landschaftsschutzes von 28,4 ha. Dr. Willi Billau: „In erster Linie handelt es sich um Landwirtschaftsfläche, die der Trasse des BVWP zum Opfer fiele. Und das, obwohl ein großer Teil der Fläche im Regionalplan ausdrücklich als Vorranggebiet für Landwirtschaft ausgewiesen ist.“ Herwig Winter: „Im Regionalplan sind darüber hinaus dort, wo die Trasse des BVWP verlaufen soll, Vorranggebiete Regionaler Grünzug, Vorranggebiete für vorbeugenden Hochwasserschutz sowie Vorbehaltsgebiete für Natur und Landschaft ausgewiesen.“
Eine Tunnellösung hat nach Ansicht von BUND und RBV den Vorteil, dass sie in breitem Konsens geplant werden kann. Gegen die im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene Linienführung dagegen wird sich nicht nur von Seiten der Landwirtschaft und der Naturschutzverbände massiver Widerstand entwickeln. Es ist wohl kaum zu erwarten, dass die Rimbacher und Lörzenbacher Bevölkerung die Zerstörung ihrer naturnahen Naherholungsgebiete im Westen der Ortslagen widerstandslos hinnehmen wird.

Stärkung des ÖPNV ist wichtiger als Straßenbau

Herwig Winter: „Im Gegensatz zur A 49 hat es im Fall der B 38 a Minister Al-Wazir in der Hand, auf die Planung einzuwirken, um eine umweltverträgliche, flächenschonende und die Biodiversität erhaltende Variante zum Tragen zu bringen. Genau das erwarten wir von einem Minister der Grünen in der hessischen Landesregierung.“
Erinnert werden muss nach Auffassung von BUND und RBV auch an das Wahlprogramm der Grünen in Hessen für die laufende Wahlperiode, demzufolge nicht Straßenneubau, sondern der Ausbau des ÖPNV Vorrang haben sollte. Derzeit verkehrt die Bahnlinie Weinheim – Fürth im Halbstundentakt mit Dieselfahrzeugen. Eine moderne und mit dem Individualverkehr konkurrenzfähige Bahnverbindung lässt sich nur dadurch schaffen, dass die Weschnitztalbahn elektrifiziert wird und mindestens im Zehnminutentakt fährt. Dafür sind nicht durchgängig zwei Gleise erforderlich, wohl aber ein Begegnungsverkehr an allen Haltepunkten, wobei zusätzliche Haltepunkte zu den bestehenden unabdingbar sind. Eine Modernisierung des ÖPNV im Weschnitztal ist für die Zukunft weitaus wichtiger als der Bau von neuen Straßen und sollte deshalb gerade für einen Minister der Grünen Priorität haben. In Anbetracht der Zeiträume, die für eine Realisierung der Ortsumfahrung schon aus planungsrechtlichen Gründen nötig sind, stellt sich die grundsätzliche Frage, wie die Mobilität in Zukunft aussehen muss. Einfach neue Straßen zu bauen, ohne den Aspekten Elektromobilität, besserer ÖPNV und vor allem der Vermeidung von unnötigen Verkehrsströmen beispielsweise durch Homeoffice den Vorrang zu geben, wird der dramatischen Situation in Bezug auf Klimawandel und Biodiversität nicht gerecht.
Dr. Willi Billau: „Und nicht zuletzt von entscheidender Bedeutung ist der Erhalt landwirtschaftlicher Nutzflächen, auf deren Produkte wir schließlich alle angewiesen sind.“

Bundesverkehrswegeplan 2030

Zur Übersicht