Kreisgruppe Bergstraße

Umweltethik und Tierethik

Was ist Umweltethik?

Eine Erklärung von E. Mathis:

  • "Die Naturethik [oder Umweltethik] beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch sich gegenüber der nichtmenschlichen Umwelt, also der Natur, verhalten muss oder soll. Dazu gehört die Frage, welche Rechte Menschen im Umgang mit Tieren, Pflanzen, der nicht belebten Natur haben. Dazu gehört aber auch die Frage, welche Pflichten und Verantwortlichkeiten sich aus diesem Umgang ergeben."
  • Die Tierethik ist ein Teilbereich der Umweltethik.

Anthropozentrische oder physiozentrische Ethik?

  • "Anthropozentrisch nennt man eine Naturethik, die im Kern davon ausgeht, dass entweder nur der Mensch per se schützenswert sei. Oder (in der schwächeren Form) geht sie davon aus, dass der Mensch auf jeden Fall eine ganz starke Sonderstellung hat und hierarchisch über den anderen Lebewesen (vor allem den Tieren) steht. Auf der Grundlage dieser Ethik sind Tiere und die Natur vor allem dann schützenswert, wenn dadurch (indirekt oder direkt) menschliche Interessen mitbetroffen sind. Also dürfen wir z. B. Tiere nicht quälen oder stressen oder mit Hormonen vergiften, weil wir dann die Qualität des Fleisches, das wir anschließend essen, verschlechtern. Oder wir dürfen Pflanzen in ihrem Bestand nicht gefährden, weil wir nicht wissen, ob und inwiefern diese in der Zukunft noch nützen könnten oder ob und inwiefern ihr Genpool für die Menschen zukünftig noch wichtig sein könnte."
  • "Physiozentrisch ist eine Naturethik, die dem Menschen nicht per se eine Sonderrolle zuspricht oder die (in der schwächeren Form) zumindest einen fairen Interessensausgleich zwischen menschlichen Interessen und nicht-menschlichen (tierischen) Interessen fordert."

"Der Physiozentrismus (von griechisch physis= Natur) gilt in der Umweltethik als Gegenbegriff zum Anthropozentrismus. Einer streng anthropozentrischen Auffassung zufolge hat die außermenschliche Natur keinen Eigenwert und ist nur für den Menschen da. Physiozentrische Positionen hingegen gehen davon aus, dass die Natur einen eigenen moralischen Wert besitzt, den der Mensch berücksichtigen muss." ([1])

Überblick

Bedeutung der Umweltethik: Nachhaltigkeit braucht Werte

https://schleswig-holstein.nabu.de/imperia/md/content/schleswigholstein/gutachtenstellungnahmen/umweltethika.pdf (ca. 2004): "Vom Eigenwert der Natur" / "Ohne Ethik geht es nicht"

https://www.dbu.de/708ibook73528_35398_2486.html (2014):

  • "Mitte Mai lud die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu einem zweitägigen Symposium ins Umweltbildungszentrum nach Wiesenfelden ein. Thema der Veranstaltung: »Nachhaltigkeit braucht Werte – Eine Suche nach Ausgleich und Verantwortung«"
  • "Die Umwelt­ethik aus theologischer Sicht beleuchtete Prof. Dr. Markus Vogt, Prodekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität München."
  • "Dr. Uta Eser von der Koor­di­nationsstelle Wirtschaft und Umwelt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtlingen-Geislingen sprach in ihrem Vortrag vom Eigenwert der Natur als Grundlage einer Naturschutz­ethik."
  • "Praxisbezogen waren auch die Ausführungen von Prof. Dr. Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Trägerin des Deutschen Umweltpreises 2009, zu den Perspektiven einer Suffizienzpolitik, die nach Ansicht der Vortragenden als zentral für die praktische Ableitung umwelt­ethischer Forderungen anzu­sehen sind."

Auch die AG Tierethik Bergstraße möchte sich vor allem praktischen Fragestellungen widmen.

Umweltethik beim BUND

Der BUND-Arbeitskreis Umweltethik beschäftigt sich unter anderem damit (Stand März 2021):

  • "widmet sich grundsätzlichen Gerechtigkeitsfragen der Umweltpolitik"
  • "Welche Zukunft ist gerecht?"
  • "[...] sollten wir uns dringend darum bemühen, unsere Ziele Umweltschutz und Nachhaltigkeit – also Generationengerechtigkeit und globale Gerechtigkeit – zu rechtfertigen. Denn Menschen handeln nicht nur Kosten-Nutzen-Orientiert in dem Sinne, dass sie ihre Zwecke nicht hinterfragen und nur über mögliche Mittel nachdenken. Vielmehr existiert ein grundlegendes Bedürfnis, gute Gründe zu besitzen und dadurch das eigene Verhalten und das der anderen wirklich zu akzeptieren."
  • "Unser Anliegen ist es, eine Debatte über die Grundlagen einer nachhaltigen Konzeption von Moral und Recht nicht anderen (etwa den Kirchen) zu überlassen. Wir möchten diese Fragen in die Umweltbewegung hineintragen."
  • "Insoweit bildet der Arbeitskreis ein Forum, um Grundlegendes zu klären, zu erörtern und zu diskutieren. Uns geht es um eine liberal-demokratische und nicht um eine metaphysische Recht­fertigung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz."
  • "Gerechtigkeit als "reine Gefühlssache", wie dies postmoderne Denker und die daran anschließende Forderung nach einer "Lebensstildebatte" suggerieren, ist uns aber zu wenig. Unser Thema ist daher nicht so sehr die (von jedem in einer liberalen Gesellschaft persönlich zu beantwortende) Frage, auf welche Zukunft wir Lust haben. Wir fragen uns vielmehr, welche Zukunft gerecht wäre – was wie alles Vorstehende die Frage aufwirft, inwieweit Gerechtigkeit rational sein kann."

Die AG Tierethik Bergstraße orientiert sich an diesen Ansätzen.

Verbindung Umweltethik und Tierethik

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Philosophie des Veganismus

Die Philosophie des Veganismus basiert auf einer physiozentrischen Ethik, wonach der Mensch nicht der absolute Mittelpunkt von allem ist. Sie definiert eine Lebensart, die durch Individuen in zivilisierten Gesellschaften praktiziert werden kann. Die Vegan Society definiert sie so:

"Veganism is a philosophy and way of living which seeks to exclude—as far as is possible and practicable—all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose; and by extension, promotes the development and use of animal-free alternatives for the benefit of animals, humans and the environment. In dietary terms it denotes the practice of dispensing with all products derived wholly or partly from animals." (https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism)

Hieraus folgt insbesondere, dass jedes einzelne individuelle Tier, das für den persönlichen Geschmack oder aus Gewohnheit wegen Fleisch/Milch/Eiern in jungem Alter getötet wurde (siehe Schlachten), eines zuviel war.

Die AG Tierethik beschäftigt sich unter anderem damit:

Theologie: Bewahrung der Schöpfung & Tierethik

Ausgewählte Einblicke aus dem Umfeld der großen Religionen zur Bewahrung der Schöpfung und Tierethik.

  • Vortrag von Prof. Dr. Markus Vogt, Tierethik als Teil einer umfassenden ökologischen Ethik, 2021
  • "Adam und Eva als erste Veganer?", 2019, evangelisch.de
  • "Ein veganes Paradies?": "Die christliche Theologie trägt zum Leid der Tiere bei, findet Tiertheologin Dr. Simone Horstmann", 2020
  • "Kurt Remele: Die Würde des Tieres ist unantastbar", Buchbesprechung 2016, herder.de
    - "Darf man als Christ Tiere töten, um sie zu essen? Kurt Remele problematisiert alte Fragen und liefert neue Ansätze."
    - "Tötung von Tieren aus christlicher Sicht nur schwer zu rechtfertigen"
    - "„Laudato si“ an, wo Tieren ein Eigenwert vor Gott zugesprochen wird"
    - "beruft er sich auf die biozentrische Ethik Albert Schweitzers („Ehrfurcht vor dem Leben“)"
    - "Es sollte nur dann erlaubt sein „sich der Tiere zur Ernährung und Herstellung von Kleidern zu bedienen, wenn ‚eine unentrinnbare Notwendigkeit dafür vorliegt‘ (...), wenn Menschen sonst verhungern, erkranken oder erfrieren würden“"
    - „Lange eingeübte alte Gewohnheiten zu hinterfragen (...) ist freilich keine einfache Sache“
    - "und man nicht darüber nachdenken will, ob der eigene Gaumenkitzel das Tierleid aufwiegen kann"

Februar - Oktober 2021